Zukunft der Kinderbetreuung

22. Mai 2023

Die Fachakademie für Sozialpädagogik Mallersdorf hat Besuch aus Berlin bekommen. Schulleiterin Schwester Ariane Huber und ihre Stellvertreterin Diana Putz begrüßten Ekin Deligöz, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend, im großen Unterrichtssaal unterm Dach. Mit dabei waren der in Mallersdorf geborene Bundestagsabgeordnete Erhard Grundl und Feride Niedermeier, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Straubinger Stadtrat. Vor dem zahlreichen Publikum der versammelten Studierendenschaft stellten sich die Politiker den Fragen der angehenden Kinderpflegerinnen und Erzieherinnen.

Zu Beginn stellte Deligöz ihren politischen Werdegang vor. Die Neu-Ulmerin zog erstmals 1998 für die Grünen in den Bundestag ein. Sie bearbeitete zuerst das Thema Kinderrechte und wechselte danach in die Haushaltspolitik. Als Parlamentarische Staatssekretärin ist sie nun für den Gesetzgebungsprozess im Parlament zuständig, sobald die Gesetzesvorlagen aus ihrem Haus fertig geschrieben sind. „Denn beschlossen werden die Gesetze nicht von der Regierung, sondern vom Parlament“, warf Grundl lachend ein. Deligöz wollte von den jungen Frauen wissen, warum sie sich für diese Ausbildung entschieden haben. Die Antworten reichten von der Freude an der Begleitung beim Aufwachsen, der zurückgegebenen Dankbarkeit der Kinder bis zur Wichtigkeit einer toleranten und vielfältigen Werteerziehung. Diesen Punkt griff Deligöz auf. „Aus glücklichen Kindern werden glückliche Erwachsene, die sich für die Gesellschaft einsetzen“, betonte sie. Deshalb sei eine qualitativ hochwertige Kindererziehung das Fundament zur Erhaltung unserer lebendigen Demokratie.

Viele Fragen kamen zur Veränderung des Berufsbildes und dem aktuellen Fachkräftemangel in Betreuungseinrichtungen. Bei den Studierenden wurde die Sorge erkennbar, dass gering ausgebildete Quereinsteiger als volle Fachkräfte anerkannt werden und die Qualität der Betreuung darunter leide. So würde die Attraktivität der zeitintensiven Ausbildung gesenkt. Für diese Befürchtung zeigte Deligöz großes Verständnis. Auf keinen Fall dürften die Länder unqualifizierte Kräfte nach einem Crashkurs als Fachkraft anerkennen. „Wir wollen schließlich keine Kinderverwahrung, sondern eine individuelle Förderung, die jedes Kind dabei unterstützt, seine Potenziale zu entfalten.“ In den Verhandlungen mit den Ländern werde das einer der wichtigsten Punkte. Insbesondere wenn in einigen Jahren nach der aktuellen Prognose die Anzahl der zu betreuenden Kinder zurückgehe, dürfe in dem Bereich nicht eingespart werden. Die dann freiwerdenden Kapazitäten müssten vollständig in die Qualitätsverbesserung fließen.

Die kommunale Perspektive brachte Feride Niedermeier in das Gespräch ein. Auch die Städte und Gemeinden würden sich ein vielfältiges Angebot mit Schwerpunktförderungen wünschen, seien aufgrund des zu erfüllenden Rechtsanspruchs aber oftmals zu Kompromissen gezwungen. „In den letzten Jahren wurde viel in die Gebäude der Betreuungseinrichtungen investiert, noch wichtiger sind die Menschen“, so Niedermeier. Als zukünftige Fachkräfte sollten sie selbstbewusst für die längst überfällige finanzielle Anerkennung ihrer Tätigkeit einstehen, ermunterte sie die Studierenden. „Unser wichtigstes Gut sind unsere Kinder.“ Am Ende des lebhaften Austausches dankte Schwester Ariane Huber für die zur Verfügung gestellte Zeit und das offene Ohr. Ekin Deligöz wünschte sie viele Glücksmomente und ein gutes Durchhaltevermögen in ihrer Arbeit.

 

Foto: Schulleiterin Schwester Arianne Huber (stehend) und die Studierenden stellten ihre Fragen an Staatssekretärin Ekin Deligöz (4. v.l.), Feride Niedermeier (3. v.l.) und MdB Erhard Grundl.

Newsletter